Warum Zielgruppenanalyse heute wichtiger ist denn je
King Charles und Ozzy Osbourne sind beide männlich, leben in England und sind etwa gleich alt. Gehören sie damit automatisch zur gleichen Zielgruppe? Natürlich nicht.
Und genau das zeigt, warum klassische demografische Merkmale allein längst nicht mehr ausreichen, um Kunden wirklich zu verstehen.
Viele Jahre lang basierte Zielgruppenanalyse auf simplen Kategorien: Alter, Geschlecht, Wohnort, Einkommen. Doch die Lebenswirklichkeit und Entscheidungen der Menschen lassen sich nicht mehr mit diesen Parametern erfassen.
Heute rücken psychologische Faktoren, Werte, Bedürfnisse und Verhaltensweisen in den Fokus, um die Zielgruppe wirklich zu definieren und eine passgenaue Zielgruppenansprache zu ermöglichen.
Was ist eine Zielgruppenanalyse?
Zielgruppenanalyse bedeutet, systematisch zu erfassen, wer deine potenziellen Kund:innen sind, was sie brauchen und wie sie denken, fühlen und handeln. Es geht nicht nur um das „Wer“, sondern vor allem um das „Warum“.
Merkmale moderner Zielgruppenanalysen:
- Fokus auf psychografische Merkmale (Werte, Lebensstil, Überzeugungen)
- Nutzung qualitativer Daten aus Interviews, CRM-Systemen und Beobachtungen
- Regelmäßige Überprüfung und Anpassung
- Personalisierung der Angebote auf Basis der Bedürfnisse und Emotionen
Weitere psychologische Elemente für eine gute Analyse:
- Motivationen: Warum handeln Menschen so, wie sie handeln?
- Ängste und Barrieren: Was hindert sie am Kauf oder an der Entscheidung?
- Werte und Identität: Welche Überzeugungen prägen ihr Verhalten?
- Vertrauen und Sicherheitsbedürfnis: Welche Signale stärken die Beziehung zur Marke?
Warum ist Zielgruppenanalyse so entscheidend?
Ganz gleich, ob du als Selbständige:r Content für deine Website planst oder als Marketer eine Kampagne steuerst: Eine gute Zielgruppenanalyse spart Zeit, Geld und Nerven und ist ein zentraler Bestandteil deiner Marketingstrategie rund um deine Zielgruppe.
Vorteile im Überblick:
- Klare Ausrichtung deiner Marketingstrategie Zielgruppe
- Höhere Relevanz deiner Inhalte
- Geringere Akquisekosten
- Bessere Kundenbindung
- Strategisches Bindeglied zwischen deinem Geschäftsmodell und den Bedürfnissen deiner Zielgruppe
- Effizientere Personalisierung von Angeboten durch besseres Verständnis und zielgerichtete Kundenansprache
Zielgruppenanalyse in der Praxis: Tools und Methoden
1. Die Empathy Map
Die Empathy Map stammt ursprünglich aus dem Bereich des User Experience (UX) Designs.
Sie sollte UX-Teams helfen, ein gemeinsames Verständnis für die Nutzer:innen und deren Erfahrungen mit digitalen Produkten zu entwickeln. Heute wird sie branchenübergreifend genutzt – insbesondere im Marketing und der Zielgruppenanalyse –, um Einblicke in das Denken, Fühlen und Verhalten potenzieller Kunden zu gewinnen.
- Was denkt und fühlt die Person?
- Was hört und sieht sie?
- Was sagt und tut sie?
Dabei geht es nicht nur um Beobachtbares, sondern auch um innere Haltungen, emotionale Spannungen und nicht ausgesprochene Wünsche.
Die Empathy Map ergänzt demografische und psychografische Merkmale Marketing um emotionale und kognitive Perspektiven. So lassen sich Kommunikationsmaßnahmen, Angebote und Inhalte präzise auf die Zielgruppe zuschneiden.
Ein zentrales Element ist die Transformation des Kunden: Wo steht der Kunde aktuell und wo möchte er hin?
Dein Produkt oder Service sollte diese Reise unterstützen. In der Empathy Map wird dieser Wandel konkret über die sogenannten Pains (Herausforderungen, Schmerzpunkte) und Gains (Wünsche, positive Ergebnisse) abgebildet.
Diese Struktur hilft Marketer:innen, sich intensiver in die emotionale Lage der Zielgruppe hineinzuversetzen und somit mehr Empathie und Relevanz zu kommunizieren.
Persona vs. Empathy Map
- Persona: Eine fiktive, datenbasierte Repräsentation eines idealen Kunden. Enthält meist demografische Informationen, Jobtitel, Ziele, Herausforderungen, Werte. Sie dient häufig als Grundlage in der B2B-Zielgruppenanalyse.
- Empathy Map: Ergänzt die Persona um emotionale, kognitive und verhaltensbezogene Ebenen. Sie beleuchtet, wie sich die Persona fühlt, was sie sagt oder tut und wie sie die Welt erlebt.
Kurz gesagt: Die Persona gibt der Zielgruppe ein Gesicht, die Empathy Map verleiht ihr Tiefe. Beide helfen, die Zielgruppenansprache zu optimieren.
Beispiel: Empathy Map für ein Reisevergleichsportal
- Denkt: „Ich brauche Erholung, aber mein Budget ist knapp.“
- Fühlt: Unsicherheit, ob die Angebote vertrauenswürdig sind
- Sieht: Werbung für Luxusreisen, Freunde posten Urlaubsfotos
- Hört: Empfehlungen von Freunden, Podcasts über günstiges Reisen
- Sagt: „Ich möchte nicht zu viel ausgeben, aber es soll trotzdem schön sein.“
- Tut: Vergleicht Angebote, liest Bewertungen, fragt im Bekanntenkreis nach Tipps

2. Die Hero’s Journey
Die Heldenreise stammt aus der Narrationsforschung und beschreibt die Entwicklung eines Helden durch Herausforderungen bis zur Veränderung. Im Marketing ist der Kunde der Held, nicht das Unternehmen. Dein Produkt ist der Mentor, der dem Kunden hilft, sein Ziel zu erreichen.
Dabei stößt der Held auf drei Ebenen von Problemen:
- Extern: Das sichtbare, konkrete Problem, das ihn auf seiner Reise herausfordert (z. B. zu wenig Zeit, schlechte Technik, komplizierte Prozesse).
- Intern: Das emotionale oder psychologische Problem, das daraus entsteht (z. B. Frustration, Überforderung, Selbstzweifel).
- Philosophisch: Die übergeordnete Frage nach dem „Warum“ – ein grundlegender Wert oder Glaube, der infrage steht (z. B. „Warum ist gute Arbeit so schwer erreichbar?“ oder „Sollte nicht jeder Zugang zu fairen Chancen haben?“).
Diese Perspektive schafft relevantere, emotionalere Kommunikation und unterstützt beim Storytelling.
3. Die Limbic Map
Die Limbic Map ist ein wertvolles Tool, um die psychologischen Bedürfnisse und Werte einer Zielgruppe zu verstehen. Sie basiert auf der Limbischen Systemtheorie und unterteilt Menschen in verschiedene emotionale Kategorien, die auf tief verwurzelte Bedürfnisse und Wünsche abzielen.
Diese beeinflussen die Entscheidungsfindung und das Kaufverhalten oft stark. Die Limbic Map identifiziert vier grundlegende Motivationssysteme:
- Stimulanz: Menschen, die nach Abwechslung und neuen Erfahrungen suchen.
- Harmonie: Personen, die Sicherheit, Harmonie und Zugehörigkeit schätzen.
- Disziplin: Menschen, die Ordnung, Struktur und Kontrolle bevorzugen.
- Geselligkeit: Menschen, die nach sozialen Interaktionen und Anerkennung streben.
Indem du die Limbic Map in deine Zielgruppenanalyse integrierst, kannst du genau herausfinden, welche emotionalen Trigger für deine Kunden relevant sind und deine Marketingstrategien sowie Produktentwicklungen gezielt darauf ausrichten.
Dieses Tool liefert eine präzise Grundlage für die Personalisierung deiner Kundenansprache und hilft, die richtigen psychologischen Bedürfnisse anzusprechen, um eine starke, langfristige Kundenbindung zu schaffen.
Schritt-für-Schritt zur Zielgruppenanalyse
Wenn du bereits Daten hast:
- Nutze dein CRM-System: Welche Berufsbezeichnungen, Branchen, Unternehmensgrößen, Kaufverhalten, etc.?
- Greife auf Google Analytics 4 (GA4) zurück: Nutzerinteressen, Verweildauer, Ausstiegsseiten, verwendete Endgeräte
- Analysiere Social-Media-Daten: Engagement-Raten, Kommentare, geteilte Inhalte
- Daten aus E-Mail-Marketing-Tools: Öffnungsraten, Klickverhalten, A/B-Tests
- Auswertung von Support-Tickets oder Chatbots
- Leite Muster ab: Was eint deine besten Kunden?
- Erstelle darauf basierend eine oder mehrere Empathy Maps oder Zielgruppenanalyse-Beispiele für die interne Abstimmung
Wenn du noch keine Daten hast:
- Führe Interviews mit potenziellen (z.B. über Rapidusertest) oder ehemaligen Kunden
- Nutze Social Media, Foren oder Kundenbewertungen als Quelle
- Arbeite mit Hypothesen und validiere sie in kleinen Tests
- Die Recherche mit KI-Tools kann dir dabei helfen, deine Zielgruppe auch ohne Daten besser zu verstehen (die Daten sollten idealerweise trotzdem validiert werden)
B2B: Zielgruppenanalyse für Buying Committees
Im B2B-Kontext ist es selten eine Einzelperson, die über einen Kauf entscheidet. Statt sich auf eine Persona zu fokussieren, lohnt es sich, das Buying Committee zu analysieren:
- Wer sind die Entscheider, Beeinflusser, Nutzer?
- Welche Bedürfnisse und Ziele haben sie jeweils?
Auch hier kann eine Empathy Map pro Rolle helfen, das Gesamtbild zu erfassen und die Marketingstrategie Zielgruppe zu präzisieren.

Zielgruppenanalyse im Team: Warum externe Unterstützung oft der Schlüssel ist
Interne Workshops können eine wertvolle Möglichkeit sein, verschiedene Perspektiven zusammenzubringen und sicherzustellen, dass alle relevanten Aspekte berücksichtigt werden.
Wenn frühere Versuche, die Meinung von Stakeholdern einzubeziehen, jedoch gescheitert sind, kann ein externer Coach den nötigen Abstand und eine strukturierte Moderation bieten.
Der Coach hilft, die Komplexität zu managen, unterschiedliche Meinungen zu integrieren und sorgt dafür, dass psychologische Modelle korrekt angewendet werden. Dies führt zu einer fundierteren Analyse und besseren Ergebnissen
Fazit: Zielgruppenanalyse ist mehr als Daten sammeln
Eine gute Zielgruppenanalyse verbindet Empathie mit Struktur. Tools wie die Empathy Map oder die Hero’s Journey unterstützen dich dabei, deine Kunden nicht nur zu verstehen, sondern ihnen echte Mehrwerte zu bieten.
Psychologische Insights und ein Fokus auf Transformation machen den Unterschied zwischen generischem Marketing und echter Verbindung. Damit wird die Zielgruppenansprache optimiert und deine Inhalte entlang der Customer Journey messbar erfolgreicher.